16.01.2025 –, Vortragsraum
Karten zu raumzeitlichen Phänomenen (z. B. Animationen zu Covid) stellen eine kognitive Herausforderung dar. Der Beitrag präsentiert Entwicklungen hinsichtlich Vorverarbeitung und Gestaltung, um solche Karten gebrauchstauglicher zu machen.
Viele natürliche und gesellschaftliche Phänomene zeichnen sich durch starke raumzeitliche Schwankungen aus (z. B. Covid, Hochwasser, Migration). Um in Stories die aus der Zeitkomponente resultierende Komplexität zu reduzieren, werden häufig ergänzende Karten eingesetzt. Umgekehrt gibt es auch immer mehr verfügbare raumzeitliche Daten (z. B. aus Sensor-Netzwerken), aus denen Stories extrahiert werden können.
Das „Lesen“ von solchen multi-temporalen Karten stellt jedoch eine kognitive Herausforderung dar. Verschiedene Layout-Varianten weisen jeweils Nachteile auf, z. B. die zu flüchtige Informationsaufnahme in Animationen oder die zu kleinen Flächen bei nebeneinanderstehenden Karten (Kartenserien, „small multiples“). Auch die konventionelle graphische Kodierung durch Farben oder Symbolgrößen ist oft zu komplex und nicht schnell genug erfassbar.
Mit dem Ziel, Visualisierung raumzeitlicher Informationen gebrauchstauglicher zu machen, werden in diesem Beitrag einige neue, nicht miteinander verbundene Ideen vorgestellt. Diese sind teilweise auch schon durch empirische Studien getestet worden. Zu diesen Ideen gehören
* eine Datenvorverarbeitung durch Einsatz neuer Methoden zur Datenklassifikation (Gruppierung in Klassen wie „0-10“, „11-20“, usw.) – mit dem Ziel, möglichst viele relevante Veränderungen zu bewahren,
* die Kodierung von Werteänderungen nicht durch Farbe, sondern durch Veränderung der Fläche der Referenzgebiete (analog zu den Worldmapper-Karten - hier aber bezogen auf multi-temporale Daten und angereichert mit einigen Design-Optionen, die eine effektivere und effizientere Darstellung ermöglichen), sowie
* die Einführung von Hilfslinien zum schnelleren Wiederfinden von selben Regionen in aufeinanderfolgenden Karten („Orientierungsgitter“).
Es ist am Ende festzuhalten, dass es nicht die eine richtige Darstellungsmethode gibt. Stattdessen sind die Art der Änderungen, die Anzahl der Zeitschnitte – und letztlich die Kernaussage zu beachten, die mit Hilfe der Karte unterstützt werden soll. Dieser Beitrag wird daher auch eine entsprechende Strukturierung dieser und weiterer Parameter kurz anreißen.
Professor für Geoinformatik und Geovisualisierung an der HafenCity Universität Hamburg
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kartographie (DGfK)
Co-Chair der Kommission "Kartographie und Journalismus" in der DGfK